Schwarmkunstaktion „Strich-Code“
Ein interessantes Kunstprojekt in Hannover widmet sich der käuflichen Liebe
26.09.2012 [sh] Käufliche Liebe, Kunst und sechs Millionen Sonderpreisetiketten. Zusammen ergibt dies „Strich-Code“, die Schwarmkunstaktion in Hannover zum Wa(h)rencharakter von Sexualität und Kunst. Zehn Jahre nach der Legalisierung der freiwilligen Sexarbeit als Erwerbstätigkeit, greifen Kerstin Schulz und ihre Mitstreiter – die Künstlerinnen Ulrike Enders, Dagmar Schmidt und der Künstler Franz Betz sowie die Journalistin Susanne Lindau – den gesellschaftlichen Diskurs über Sexarbeit durch eine Gegenüberstellung von käuflichem Sex und käuflicher Kunst auf. Wertschätzung, Transparenz, Intimität, Sexualität, Käuflichkeit, Kunst und Kommerz werden thematisiert und sollen zum Nachdenken anregen.
Bereits im Juni begannen die Vorbereitungen. Ideengeberin Kerstin Schulz bat für die Errichtung eines einmaligen Kunstwerkes die Bevölkerung um Mithilfe. Gemeinsam mit freiwilligen Hannoveranern wurden sechs Millionen Preisetiketten in den hannoverschen Straßen vom Historischen Museum am Leineufer bis hin zur Tabledance-Bar „Hands Off“ im Rotlichtviertel verklebt. So sind Laternen, Bäume, Gehsteige, Straßen und Schaufenster, ja selbst eine Straßenbahn noch bis zum 07. Oktober 2012 Teil dieses Kunstprojektes. Während sich der Innenhof des Historischen Museum Hannover in einen fiktiven Rotlichtbezirk verwandelt, wird das „Hands Off“ am Steintor zur Galerie der Kunst. Arbeiten der Künstler sind an beiden Standorten zu finden. Türsteher und Museumswärter präsentiert Franz Betz in seinen Lichtskulpturen, die Plastiken von Ulrike Enders gelten den Freiern und Museumsbesuchern. Mit ihren Fotostudien erforscht Dagmar Schmidt die Alltäglichkeit und Charakteristik von Räumen und testet die Grenzen der Umwandlung eines Raumes in einen anderen. Reichen allein typische Elemente eines Ausstellungsraumes aus um eine Tabledance Bar in ein Kunstmuseum zu verwandeln bzw. gelingt es in den Räumen des Museums das charakteristische Ambiente des Rotlichtbezirkes herzustellen? Die Wertigkeit der Kunst ist Thema von Kerstin Schulz. Sie stellte alte und neue Meisterwerke mit Preisetiketten nach und zeigt diese im „Hands Off“.
Dienstags um 18.00 Uhr und samstags um 15.00 Uhr laden die Künstler zu Führungen ein. Liveperformances finden an beiden Standorten statt. Die Zeiten können vor Ort erfragt werden.